Fahrradhelmpflicht: Verhaltene Reaktionen auf die Forderung der Union

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Fahrradhelmpflicht: ja oder nein? Mit dieser Frage beschäftigen sich Politiker und Verbände immer wieder. Angesichts steigender Unfallzahlen fordert die CDU nun eine allgemeine Fahrradhelmpflicht in Deutschland. Doch der Vorschlag stößt auf Ablehnung seitens Parteien und Verbänden. Bei der Bevölkerung sieht das Meinungsbild allerdings anders aus.

Fahrradhelmpflicht angesichts steigender Unfallzahlen?

Soll eine allgemeine Fahrradhelmpflicht in Deutschland eingeführt werden?
Soll eine allgemeine Fahrradhelmpflicht in Deutschland eingeführt werden?

Immer wieder sorgte die Frage nach der Notwendigkeit einer Fahrradhelmpflicht in der Vergangenheit für politische Diskussionen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes starben im vergangenen Jahr 474 Radfahrer im Straßenverkehr, ein Anstieg von 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Angesichts dieser Zahlen fordert der verkehrspolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Thomas Bareiß, nun eine allgemeine Fahrradhelmpflicht. In einem Gespräch mit der “Welt” äußerte der Unions-Politiker:

„Früher oder später müssen wir über eine Helmpflicht in Deutschland sprechen.“

Die Bundesregierung bemüht sich seit einigen Jahren, den Fahrradverkehr zu fördern und das Radverkehrsaufkommen zu steigern. Über 80 Prozent der Deutschen nutzen das Fahrrad, mehr als die Hälfte hält es für ein unverzichtbares Verkehrsmittel. Der CDU-Politiker Bareiß führt weiter aus:

„Das Tragen eines Helms bietet dagegen bestmöglichen Schutz und sollte heute eigentlich schon bei allen Radfahrern obligatorisch sein. Das Rad soll immer mehr zum Bestandteil unserer alltäglichen Mobilität werden, da ist eine Helmpflicht zum Schutz der Radfahrer nur folgerichtig.”

Ablehnung aus der Ampel-Koalition

Die Forderung nach einer Fahrradhelmpflicht stößt innerhalb der Ampel-Koalition auf Ablehnung. Auf Anfrage der “Welt” erklärten SPD und Grüne, die Fahrradhelmpflicht abzulehnen und stattdessen auf eine verbesserte Infrastruktur zu setzen. Diesen Standpunkt vertritt auch die FDP. Valentin Abel, Berichterstatter der FDP für Radverkehr, erklärte:

„Für mich steht fest, dass wir Fahrradfahren sicherer machen müssen. Dazu gehört zum einen der Aufruf, dass Fahrradfahrer freiwillig einen Helm zur eigenen Sicherheit tragen. Auf der anderen Seite gilt es, Fahrradfahren durch bauliche Methoden und eine allumfassende Städteplanung sicherer zu gestalten.“

Auch die Bundesregierung sieht keine Notwendigkeit für eine Fahrradhelmpflicht. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) setzt auf das „Prinzip der Freiwilligkeit sowie die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Verkehrsteilnehmer”, wie er über eine Sprecherin mitteilen ließ.

Die AfD und die Linkspartei reagierten hingegen kompromissbereit auf die Forderung. Die AfD fordert dafür eine Helmpflicht als Arbeitsschutz für die gewerbliche Nutzung von Fahrrädern. Die Linkspartei sieht eine Notwendigkeit für eine Fahrradhelmpflicht bei Kindern unter 14 Jahren und E-Bike-Fahrern.

Skepsis auch bei Verbänden und Medizinern

Keine Fahrradhelmpflicht, dafür bessere Radwege und mehr Vernunft, fordern Verbände.
Keine Fahrradhelmpflicht, dafür bessere Radwege und mehr Vernunft, fordern Verbände.

Ablehnung gibt es jedoch von Seiten großer Verkehrsverbände. Der ADAC, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club und die Deutsche Verkehrswacht lehnen eine Fahrradhelmpflicht ab. Stattdessen setzen auch sie auf die Weiterentwicklung der Infrastruktur für einen Sicherheitszugewinn.

Die Ablehnung einer solchen Pflicht begründet der ADAC unter anderem mit Versicherungsproblemen. „Eine gesetzliche Verankerung hätte zur Konsequenz, dass ein Verunglückter, der keinen Helm getragen hat, geringere Ansprüche bei Versicherungsleistungen geltend machen kann”, heißt es dazu in einem Standpunkt-Papier des ADAC.

Selbst Mediziner sehen eine Fahrradhelmpflicht skeptisch. Wichtiger sei eine breite Aufklärung über die Vorteile eines Helms und den Schutz vor Schädel-Hirn-Traumata. Man setze auf Vernunft und das eigene Bewusstsein zur Risikobewertung, so die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Studie: Bevölkerung befürwortet Fahrradhelmpflicht

Eine Mehrheit der deutschen FahrradfahrerInnen befürwortet jedoch die allgemeine Fahrradhelmpflicht. Das ergab eine repräsentative Forsa-Umfrage im Sommer des vergangenen Jahres. Demnach gaben 59 Prozent der Befragten an, dass Radfahrer verpflichtet sein sollten, einen Helm zu tragen. Noch größer (77 Prozent) sah die Zustimmung für eine Fahrradhelmpflicht bei E-Bikes aus.

Quellen und weiterführende Links

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Über den Autor

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Ann-Katrin S.

Ann-Katrin studierte Spanisch und Geschichte auf Lehramt und sammelte Erfahrungen im schulischen und sozialen Bereich. Seit 2022 unterstützt sie die Redaktion von bussgeldkataloge.de als Volontärin und schreibt Texte zu verschiedenen Themen u. a. aus dem Bereich Verkehrsrecht.

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