Geblitzt: In England und dem restlichen Königreich kein Kavaliersdelikt

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Großbritannien auf der Straße zur erkunden, kann durchaus Vorteile haben. Urlauber sind unabhängig von Abfahrzeiten unterwegs und können dort anhalten, wo sie etwas Interessantes entdecken. Allerdings gilt es, die britischen Verkehrsregeln zu beachten. Wer zu schnell ist, wird auch hier geblitzt – in England, Schottland oder Wales ist das keine Seltenheit.

Bußgeldkatalog: Geschwindigkeitsverstoß in England

VerstoßGeldbuße (in Euro)
bis 20 km/h zu vielab 115
ab 50 km/h zu vielbis 2.890

FAQ: Geblitzt in England

Was droht mir, wenn ich in England geblitzt werde?

Ab 20 km/h zu schnell liegen die Bußgelder im dreistelligen Bereich. Klicken Sie hier, um einen Auszug aus dem Bußgeldkatalog Englands zu sehen.

Wie schnell darf ich in England auf der Landstraße fahren?

Auf der Landstraße sind für Pkw 60 Meilen pro Stunde erlaubt, das entspricht etwa 96 km/h.

Welche Geschwindigkeit gilt in Frankreich auf der Autobahn?

Auf Schnellstraßen und Autobahnen dürfen Sie mit einem Pkw 70 Meilen pro Stunde, also 112 km/h schnell fahren.

Unterwegs im Vereinigten Königreich

Geblitzt in England: Welches Bußgeld droht?
Geblitzt in England: Welches Bußgeld droht?

Das Straßen- und Autobahnnetz in Großbritannien wurde in den letzten Jahren modernisiert und weiter ausgebaut. Eine Reise per Auto ist also durchaus ein guter Weg, das Land bzw. die einzelnen Nationen des Vereinigten Königreichs zu erkunden.

Auch die britischen Verkehrsregeln geben vor, wie sich Fahrer zu verhalten haben, damit ein sicherer und reibungsloser Verkehr möglich ist. So finden sich in der britischen Straßenverkehrsordnung, dem „The Highway Code, road safety and vehicle rules“ (auf Englisch unter www.gov.uk zu finden), unter anderem Vorschriften zur Fahrerlaubnis, zum Zustand eines verkehrstüchtigen Fahrzeugs sowie zu den Vorfahrtsregelungen, der erlaubten Promillegrenze sowie zu den Geschwindigkeiten.

Bezüglich der Tempolimits müssen sich Touristen an eine Änderung gewöhnen, denn in Großbritannien werden sowohl die Entfernungen als auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen in mph also „Miles per hour“ (Meilen pro Stunde) angegeben. Neben dem Linksverkehr kann das eine weitere Herausforderung im britischen Verkehr bedeuten.

Denn beachten Fahrer im eigenen Auto nicht, dass der Tacho km/h anzeigt, können sie durchaus geblitzt werden. In England wird der Urlaub dann unter Umständen teurer als geplant. Gleiches gilt auch, wenn Reisende in Schottland, Wales oder Nordirland zu schnell unterwegs sind.

Welche Tempolimits sind in Großbritannien zu beachten?

Doch welche Tempolimits gelten im Königreich und gibt es zwischen den einzelnen Nationen Unterschiede? Gemäß den Vorgaben im Highway Code sind die allgemeinen Geschwindigkeitsvorgaben überall in Großbritannien gleich, Behörden können diese jedoch lokal anpassen. Innerorts und in bebauten Regionen gilt ein allgemeines Tempolimit von 30 mph was etwa 48 km/h entspricht. Dies gilt immer dann, wenn keine Verkehrszeichen etwas anderes vorgeben. Vor Schulen sind mitunter 20 mph angesagt.

Geschwindigkeitsüberschreitung: Auch in Großbritannien gelten Tempolimits.
Geschwindigkeitsüberschreitung: Auch in Großbritannien gelten Tempolimits.

Werden Urlauber geblitzt, beträgt in England sowie auch im restlichen Großbritannien das Mindestbußgeld £ 100 (derzeit etwa 117 Euro). Das gilt auch, wenn eine Geschwindigkeitsüberschreitung in England, Schottland, Wales oder Nordirland außerorts stattgefunden hat.

Wie in Deutschland wird in Großbritannien außerhalb geschlossener Ortschaften unterschieden, mit welchem Fahrzeug und auf welcher Straße Reisende unterwegs sind. Auf einfachen Landstraßen darf nicht so schnell gefahren werden wie auf mehrspurigen oder auf Autobahnen. Die nachfolgende Tabelle bietet einen Überblick zu den erlaubten Geschwindigkeiten außerorts:

FahrzeugLandstraßeKraftfahrstraßeAutobahn
PKW, Motorrad, Wohnmobil bis 3.05 t60 mph (96 km/h)70 mph (112 km/h)70 mph (112 km/h)
Wohnmobil ab 3,05 t50 mph (80 km/h)60 mph (96 km/h)70 mph (112 km/h)
LKW50 mph (80 km/h)60 mph (96 km/h)70 mph (112 km/h), wenn nur so zugelassen oder mit Anhänger 60 mph (96 km/h)

Geschwindigkeitsüberschreitung: Großbritannien bittet zur Kasse

Blitzer sind in England und dem Rest Großbritanniens ebenso verbreitet wie in Deutschland. Es gibt stationäre Anlagen sowie auch mobile Geräte, über die Verstöße festgestellt werden. Werden Urlauber geblitzt, kann in England und dem restlichen Königreich der Bußgeldbescheid entweder vor Ort durch die Beamten ausgestellt oder später per Post zugesandt werden.

Wie hoch das Bußgeld ausfällt, ist von verschiedenen Bedingungen abhängig und kann nicht pauschal beziffert werden. Zunächst ist wichtig, wo Fahrer zu schnell unterwegs waren, dann spielt es eine Rolle, wie viel zu schnell Fahrer waren und zu guter Letzt kommt das Gehalt des Verkehrssünders zum Tragen.

Denn je nachdem wie hoch die Geschwindigkeitsüberschreitung in Großbritannien ausfällt, werden Betroffene in Kategorien eingeteilt. Entsprechend dieser werden dann bestimmte Prozentsätze vom wöchentlichen Gehalt abgezogen, welche dann das Bußgeld darstellen. Wie zuvor erwähnt, liegt der Mindestsatz bei £ 100, was in der Regel bei niedrigen Einkommen eine Rolle spielt. Eine Obergrenze gibt es jedoch ebenfalls. Diese liegt bei derzeit bei £ 2,500.

Die nachfolgende Tabelle enthält einen Überblick zu den jeweiligen Kategorien sowie einige Beispiel zu den möglichen Sanktionen:

Tempo­limit in mphVerstoß Kate­gorie A, 50 % des Wochen­gehaltsVerstoß Kate­gorie B, 100 % des Wochen­gehaltsVerstoß Kate­gorie C, 150 % des Wochen­gehalts
2021 - 30 mph ge­fahren31 - 40 mph ge­fahren41 mph und mehr
4041 - 55 mph ge­fahren56 - 65 mph ge­fahren76 mph und mehr
7071 - 90 mph ge­fahren91 - 100 mph ge­fahren101 mph und mehr

Bußgelder aus Großbritannien: Schnell zahlen lohnt sich

Blitzer können in England mobil oder stationär sein.
Blitzer können in England mobil oder stationär sein.

Großbritannien ist eines der Länder, die bei einer schnellen Zahlung von Bußgeldern Nachlässe gewähren. Erkennen Urlauber an, dass sie zu schnell waren, sollte das Bußgeld innerhalb von 14 Tagen bezahlt werden, damit ein Nachlass von 50 % greift.

Wo und wie das Bußgeld zu zahlen ist, hängt davon ab, wo Fahrer geblitzt wurden. In England und Wales ist das sogenannte Home Office (etwa „Innenministerium“) zuständig. Auch ist auf dem Bescheid in der Regel beschrieben, welche Zahlungsmöglichkeiten bestehen. In Schottland und Nordirland sind die jeweiligen Regierungsbehörden für die Vollstreckung verantwortlich, sodass eine Zahlung an diese erfolgen muss.

Links zu den jeweiligen Übersichten finden Sie ausschließlich in englischer Sprache auf der offiziellen Webseite der britischen Regierung unter: www.gov.uk/speeding-penalties

In England & Co. geblitzt worden? Ist eine Vollstreckung möglich?

Können deutsche Urlauber einen Bußgeldbescheid einfach ignorieren oder ist ein solcher am besten immer zu bezahlen, wenn sie geblitzt wurden? In England, Schottland & Co. kann ein unbezahlter Bußgeldbescheid durchaus zu Schwierigkeiten führen.

Da Großbritannien derzeit noch Mitglied in der Europäischen Union ist, können Bußgelder ab einer Höhe von 70 Euro (Summe des Bußgelds inklusive der anfallenden Gebühren) in Deutschland vollstreckt werden. Der Rahmenbeschluss zu Geldsanktionsvollstreckung ist weiterhin gültig und erlaubt es, Großbritannien ein Amtshilfegesuch an Deutschland zu stellen.

Das Bundesamt für Justiz (BfJ) bearbeitet diese dann und vollstreckt das Bußgeld entsprechend. Wichtig ist, dass nur die Bußgelder in Deutschland eingefordert werden können. Wurden Urlauber also geblitzt, haben in England außer dem Bußgeld zudem ein Fahrverbot sowie Punkte erhalten, können letztere nicht übertragen werden.

Wie die Vollstreckung nach einem vollzogenen Brexit aussehen wird, ist derzeit nicht einzuschätzen. Allerdings kann ein nicht bezahltes Bußgeld im Ausland wohl zukünftig zu ähnlichen Problemen führen wie auch heute schon, wenn keine Vollstreckung in Deutschland beantragt wird. Die Einreise kann zum Beispiel bis zur Zahlung verweigert werden, so lange die Verjährungsfrist noch nicht abgelaufen ist.

Über den Autor

Mathias Voigt (Rechtsanwalt)
Mathias Voigt

Mathias Voigt studierte an der juristischen Faktultät in Rostock und ging anschließend für sein Referendariat nach Nordrhein-Westfalen. Seine anwaltliche Zulassung erhielt er 2013. Seine Interessensschwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen Verkehrs- und Strafrecht.

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